Not­fall
Die Freu­de der Kin­der ist der Frie­den der Welt. Ver­fas­ser unbekannt
Mut ist nicht frei sein von Angst, son­dern ihre Überwindung Nel­son Mandela
Nehmt Got­tes Melo­die in euch auf Hei­li­ge Igna­ti­us von Antiochien
Das wich­tig­ste im Leben sind Spu­ren von Lie­be, die wir hinterlassen Albert Schweit­zer
In der Dun­kel­heit leuch­tet das Licht der Hoffnung Albert Schweit­zer
Das Ver­trau­en ver­mag alles, es bewirkt Wunder. Thé­rè­sie von Lisieux
Gott kann das dunk­le Gestern in ein hel­les Mor­gen verwandeln Mar­tin Luther King
Die Musik ist die Spra­che der Engel Tho­mas Carlyle
Ein dank­ba­res Herz ist ein glück­li­ches Herz. Papst Bene­dikt XVI

Wen­de­lins­ka­pel­le Kaisten

Bild­quel­le: © Pfarr­amt Kaisten

Stand­ort

Chai­ster­feld, an der Ver­bin­dungs­stras­se Kaisten–Laufenburg, rund einen hal­ben Kilo­me­ter nach dem Kai­ster Ortsausgang.

Geschichte Wendelinskapelle Kaisten - Pfarrei - Kirchgemeinde: St. Michael Kaisten und St. Maria Ittenthal, gehört zum Pastoralraum Region Laufenburg
Bild­quel­le: Pfarr­amt Kaisten

Ruhe­lo­ser Kindsmörder

Einst galt die Gegend bei der Wen­de­lins­ka­pel­le zwi­schen Kai­sten und Lau­fen­burg als unheim­li­cher Ort. Manch einer, der nachts an der Kapel­le vor­bei­ging, hör­te hin­ter sich schlur­fen­de Schrit­te, ohne einen Men­schen zu sehen. Ein paar hun­dert Meter wei­ter, beim Kreuz am Kai­ster Dorf­ein­gang, erschien manch­mal eine undeut­li­che Gestalt, die sich beim Betrach­ten in Nebel auf­lö­ste. Es war die ruhe­lo­se See­le eines schwe­di­schen Husa­ren, der wäh­rend des Dreis­sig­jäh­ri­gen Krie­ges in Kai­sten zwei in einer Wie­ge lie­gen­de Kin­der ersto­chen hat­te. Beim Zurück­rei­ten nach Lau­fen­burg fiel er bei der Kapel­le vom Ross und war sofort tot, berich­tet eine Sage.

Baron als Altarstifter

Die Ursprün­ge der dem Bau­ern­pa­tron Wen­de­lin geweih­ten Kapel­le rei­chen viel­leicht ins 16. Jh. zurück, dies lässt zumin­dest das spät­go­ti­sche Spitz­bo­gen­por­tal ver­mu­ten. Die im Tür­ge­wän­de ein­ge­meis­sel­te Jahr­zahl 1672 wur­de dem­zu­fol­ge im Rah­men eines Umbaus ange­bracht. Etwas spe­zi­ell ist die Vor­hal­le, die gegen die Wet­ter­sei­te hin durch eine Mau­er abge­schlos­sen ist.
Das Kirch­lein beher­bergt einen barocken Altar mit einem Bild des Kapel­len­pa­trons aus dem 19. Jh. (evtl. 1881), signiert von einem Maler Pfeif­fer aus Mün­chen. Ein klei­ne­res, älte­res Gemäl­de zeigt den Dra­chen­tö­ter St. Georg.  Einst stan­den auf Pode­sten beid­seits des Altars Figu­ren der frü­her belieb­ten hll. Bar­ba­ra und Katha­ri­na von Alex­an­dria. Sie befin­den sich heu­te in der Kai­ster Pfarr­kir­che. Als Zeu­ge der öster­rei­chi­schen Ver­gan­gen­heit der Regi­on prangt am Altar das Wap­pen des in Lau­fen­burg ansäs­si­gen habs­bur­gi­schen Beam­ten Baron Ignaz von Grand­mont-Stot­zin­gen (1672–1733),  der mut­mass­li­che Stif­ter des Altars.

Samm­lungs­ort der Todtmoospilger

Die Wen­de­lins­ka­pel­le wird nur noch sel­ten benutzt. Ihr Stand­ort aus­ser­halb des Dor­fes hart an einer Stras­se ist alles ande­re als attrak­tiv. In unmit­tel­ba­rer Nach­bar­schaft brei­tet sich eine gross­flä­chi­ge Schalt­an­la­ge der Elek­tri­zi­täts­wirt­schaft aus, Hoch­span­nungs­lei­tun­gen domi­nie­ren die Land­schaft. Jüngst wur­de das Inne­re der Kapel­le reno­viert, und es ist ange­dacht, das Kirch­lein wie­der ver­mehrt zu nut­zen. Einst hiel­ten hier die Kai­ster Flur­pro­zes­sio­nen. Der Hor­nus­ser Fuss­wall­fahrt nach Todt­moos, die jeweils am Mon­tag und Diens­tag nach Auf­fahrt statt­fin­det, dient die Kapel­le seit Men­schen­ge­den­ken als Ori­en­tie­rungs­punkt: Nach dem Über­schrei­ten der Gren­ze und einem Ver­pfle­gungs­halt in Lau­fen­burg besam­meln sich die Pil­ger auf ihrem Rück­weg bei der Wen­de­lins­ka­pel­le, um von hier aus die letz­ten Kilo­me­ter nach Hor­nus­sen anzu­tre­ten. (lh)

Spi­ri­tu­el­ler Impuls: “Eine Leer­stel­le für Gott”

Die Kai­ste­ner Wen­de­lins­ka­pel­le ist ein Sinn­bild für die kul­tu­rel­len Span­nun­gen, die wir als Chri­stin­nen und Chri­sten heu­te erle­ben. Glau­be erscheint in unse­rer von natur­wis­sen­schaft­li­chem und öko­no­mi­schem Den­ken gepräg­ten glo­ba­li­sier­ten Welt wie ein deplat­zier­tes Relikt ver­gan­ge­ner Tage. Und doch ist das spät­go­tisch-barocke Klein­od zwi­schen Stras­se und Hoch­span­nungs­lei­tun­gen ein wich­ti­ger Platz­hal­ter für die Wahr­neh­mung einer Wirk­lich­keit, die, oft­mals ver­ges­sen, den­noch die Urkraft allen Lebens ist. Die Kapel­le steht wie eine Mah­nung: Erlie­ge nicht der Ver­su­chung mensch­li­cher All­machts­phan­ta­sien! Wir Men­schen sind nur ein klei­ner Faden in der Kom­ple­xi­tät des Uni­ver­sums, ein Augen­zwin­kern in der Geschich­te des Kos­mos. Das Leben ist kei­ne Erfin­dung des Men­schen, son­dern Geschenk des leben­di­gen Got­tes. Leben und Leben­dig­keit sind mehr als wirt­schaft­li­che Betrieb­sam­keit. Das ver­heis­se­ne „Leben in Fül­le“ wächst über­all dort, wo ich mich in die Koor­di­na­ten des Segens Got­tes stel­le.

Die Autoren: Linus Hüs­ser und Bern­hard Lindner

Wendelinskapelle - Pfarrei - Kirchgemeinde: St. Michael Kaisten und St. Maria Ittenthal, gehört zum Pastoralraum Region Laufenburg

Sanie­rung im Jahr 2022

Seit der Sanie­rung ziert neu die Figur des Hei­li­gen Wen­de­lins, mit einem Hir­ten­stab und Schaf als Attri­but dar­ge­stellt. Wen­de­lin ist der Schutz­pa­tron der Hir­ten und Bau­ern; als Beschüt­zer von Stall und Hof, des Viehs und Her­den. Eine anonym blei­ben­de Per­son aus Kai­sten hat es ver­dan­kens­wert ermög­licht, dass nun der Hei­li­ge Wen­de­lin am Ein­gang zum Schutz und Segen steht. Am 27. März 2023 wur­de die Figur gesegnet.

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